Lotto
- Magie der Zahlen
Die Jackpots im italienischen Lotto sind die fettesten Europas.
Ein Volk im Tipp-Taumel: Jeder zweite Italiener spielt mit.
Die Kapitale der Spieler ist Neapel. In der Gesellschaft
Neapels beruht der enorme Erfolg des Glückspiels auf
der Überzeugung, es gäbe eine Korrespondenz zwischen
den Ereignissen der Wirklichkeit und den 90 Zahlen, aus denen
die smorfia besteht, das heilige Buch des Lottos.
Man nennt das Buch auch den "Schlüssel der Träume",
sein Inhalt wird wie Märchen, Mythen oder Legenden auch
mündlich überliefert - und viele Neapolitaner können
mit seiner Hilfe Träume deuten und in Zahlen übersetzen:
Du hast von einem Toten geträumt? 47!
Es war ein sprechender Toter? 48!
Er weinte sogar? 65!
Dich hat der Traum erschreckt? Dann kommt die 90 hinzu: die
Angst.
Die Zahlen der smorfia als Code für Realität: Auch
heute noch sagt man "22", wenn man jemanden als
Verrückten bezeichnen will. Und im Streit, besonders
unter Frauen, wirft man einander Zahlen an den Kopf.
Das Lotto verbindet auf paradoxe Weise Gegensätzliches:
die Abstraktion der Mathematik und die Konkretheit des Lebens,
die absolute Notwendigkeit der Zahlen und die absolute Notwendigkeit
der Wünsche.
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