Italiener pauschal
Einen kleinen sympathischen Einblick in das italienische Wesen
Der Autor Martin Solly wuchs in England auf, und nachdem er
als Student das Land bereist hatte, verliebte er sich in Italien
und in eine Italienerin. Früher jobbte er in Bars, Restaurants,
Buchläden und an Schulen, aber heute lehrt der leidenschaftliche
Alfa-Romeo-Fahrer und Vater zweier Töchter an der Universität
von Turin englische Sprache und Literatur.
Hier sind einige Auszüge über „aktuelle Themen“
aus seinem Buch mit dem Originaltitel The xenophobe’s
guide to the Italians (1995), auf Deutsch: Die Italiener pauschal.
Fernsehen
Wenn die Italiener das Trivialfernsehen auch nicht erfunden
haben, sie haben es darin gewiss zu ungeahnter Meisterschaft
gebracht. Was einem von den drei Sendern am nationalen Fernsehhimmel
in dieser Hinsicht geboten wird, würde woanders als schallende
Ohrfeige für die Zuschauer bewertet...
Zeitungen und Zeitschriften
Zeitungen sind in Italien verhältnismäßig
teuer und werden nur von einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung
überhaupt gelesen...
... Die Tageszeitung mit der größten Auflage ist
Corriere dello Sport, in dem zwar ausschließlich über
sportliche Ereignisse berichtet wird, aber damit den wirklichen
Interessen des typischen Italieners am nächsten kommt...
... Obwohl Italien das Ursprungsland der „paparazzi“
ist, enthalten die Klatschblätter auffallen wenige saftige
Storys über das Liebesleben italienischer Politiker und
pikante Skandälchen aus dem Dunstkreis der Mächtigen.
Man hält sich an ein seit langem bestehendes stillschweigendes
Abkommen zwischen Politikermacht und Pressemacht.
Autofahren
Beim Autofahren kann der italienische Mann zeigen, was wirklich
in ihm steckt. Fragt man ihn, wie er sich einen guten Fahrer
oder was er sich unter einer schönen Straße vorstellt,
wird er ins Schwärmen und in beinahe lyrische Verzückung
geraten. Er wird erklären, dass ein guter Fahrer mit
möglichst hoher Geschwindigkeit von A nach B rast, wodurch
er etwaigen Passagieren ein Höchstmaß an Bequemlichkeit
und Freude am Fahren garantiert. Ein guter Fahrer sollte nicht
zu häufig bremsen und Bodenwellen oder Schlaglöcher
nach Möglichkeit in Slalommanier umkurven, statt einfach
darüber-zubrettern. Kurz gesagt, der optimale Fahrer
fährt so, als ob er zu dem Formel-1-Team von Ferrari
gehörte...
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